Hans Weingartz

Skulptur in Bonn - Kunstwerke im öffentlichen Raum – 1950 bis heute

Edition Lempertz, 2007

144 Seiten, Format:20,2x 20 cm
Gebundene Ausgabe, bebildert  -  € 19,95

ISBN: 3939908193
ISBN: 978-3939908197
 

 

 

 

Skulptur in Bonn - Wann ist der Dornröschenschlaf zu Ende?

Skulptur ist heutzutage kein großes Thema. Denkt man überhaupt an Kunst, dann an berühmte Museen und Gemälde.
In Bonn und vielen anderen Orten hat man Skulpturen einfach um sich, sie stehen in einem Park, an einer Straße oder zieren öffentliche Gebäude. Touristen lassen sich gerne vor ihnen fotografieren. Vor Chillidas "De Musica" und dem Münster, mit
di Suveros "Allumè" am Rheinufer. Das sieht gut aus und viel mehr wissen will man gar nicht. Weder die Touristen noch die Einwohner.
Na ja, die Stadt wird sich besser auskennen - denkt man. Vielleicht das Kulturamt? Oder das Touristikbüro hat einen aktuellen, attraktiven Bonn-Flyer?
Fehlanzeige! In Bonn weiß man auch hier nicht viel. Außer einer unvollständigen Bestandsliste ist wenig vorhanden. Dabei gibt es doch gerade in der ehemaligen Bundeshauptstadt überdurchschnittlich viele Werke bedeutender deutscher und internationaler Künstler. Deren bessere Präsentation brächte einen wohl beständigeren Imagegewinn als manches ortsansässige Großunternehmen.

Schon die Auswahl von Skulpturen und der Umgang mit ihnen zeigen den Stellenwert, den die "Kunst im öffentlichen Raum" hat. Sie sind eine aktuelle Spiegelung politischer und gesellschaftlicher Themen und Befindlichkeiten. Skulpturen werden aufgestellt, oftmals heftig diskutiert, demoliert, umgesetzt, oder auch plötzlich von ihrem Standort versetzt. Sie sind kaum mehr zu finden, vielleicht auch schon überwuchert. Oder sie werden trotz anfänglicher Aufregungen bald einfach übersehen, nicht mehr wahrgenommen.

Hans Weingartz hat über einige Jahre hinweg in mühevoller Arbeit ältere Beschreibungen durchforstet. Er hat Skulpturen in Bonn gesucht, Künstler, Titel und Entstehungsdaten recherchiert, fotografiert und katalogisiert.


60 Werke, an markanten Plätzen oder auch ganz versteckt, sind in seinem Buch großformatig und farbig abgebildet, mit kurzen Texten zu Künstler und Werk
 

beschrieben. Als frühestes Werk: eine Betonskulptur von 1950, "Liegende mit Kind", von Willy Meller, der schon in der NS Zeit reüssiert hatte. Als neuestes Werk: Tina Schwichtenbergs 3o-teilige Bronzegruppe "Frauen De Formation" von 2007.
Weingartz nimmt uns mit auf eine Reise durch Bonn zu allen künstlerischen Strömungen dieser Zeit, zu Perioden, die im skulpturalen Bereich aus unserem Bewusstsein schon fast verschwunden sind.

Sein Verdienst ist außerdem die Aufklärung über Irrtümer und über Vergessenes. Er gibt mehr als bloße Beschreibungen. Er beabsichtigt mehr als (nur) einen weiteren Kunstführer zu schreiben. Er will bei allen Beteiligten, Verantwortlichen und Interessierten Kenntnis und Bewusstsein wecken und auch mehr Pflege erreichen.
So muss man Weingartz' Buch auch als Appell gegen das Vergessen von Werken lesen, die ein wertvoller und bedeutsamer Teil unseres kulturellen Erbes sind.
Bonn hat deutlichen Nachholbedarf. Weingartz sieht es als besonders trauriges Beispiel!

Mit seiner nicht immer geglückten Bebilderung und einem übersichtlichen Lageplan, soll dieses Buch neugierig machen auf ausgedehnte Kunstspaziergänge durch Bonn.
Eine gute Inventar- und Standortliste, auch von vielen Werken, die Weingartz nicht mit einem Foto beschreibt, nennt hier Künstler, Titel und Entstehungsjahr. So erhält man einen umfassenden Überblick über Entwicklungen, Erscheinungsformen und Vielfältigkeit der Skulpturen aus den letzten 50 - 60 Jahren in Bonn.
Seinem Buch ist eine nachhaltige Wirkung unbedingt zu wünschen!

Ein Buch für alle an Skulpturen und Kunst Interessierten bei Spaziergängen durch Bonn! Es füllt Wissenslücken und ist eine großartige Orientierungshilfe.

Bonn  - zuzuku-Informationsseite

Text: ehauff