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Im Dialog – Erich Hauser zum
Achtzigsten Hg: Jürgen Knubben
modo
Verlag, Freiburg, 2010
Texte: Kathrin
Weishaupt-Theopold, Jürgen Knubben, Robert Kudielka,
Harry
Schlichtenmaier, Martin Mäntele, Heiderose Langer, Gerhard Breinlinger
216 Seiten, 29 x 24,5 cm,
79 Farb- und 41 s/w-Abbildungen, Hardcover, Fadenheftung
ISBN 978-3-86833-055-7 - €
/ 28,00, CHF 44,00
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Im
Dialog - Erich Hauser zum Achtzigsten
Gleich
vorweg: Wir haben nicht alle sieben Skulpturen Erich
Hausers im Ulmer Stadtgebiet gesehen. Zu ehrgeizig war
unser Plan. In knapp zwei Tagen wollten wir die Ausstellungen
„Im Dialog - Erich Hauser zum Achtzigsten“ in beiden
Ulmer Museen besuchen. Aber auch noch Skulpturen-Rundgänge
durch die Stadt und auf dem Eselsberg, (Skulpturenpfad
der Uni Ulm), umfasste unser Plan. Einem Hitze-Tag (mit
33° im Schatten) folgte ein verregneter Vormittag,
keine optimale Voraussetzungen also. Völlig ungestört
von weiteren Besuchern wurden beide Museen unsere Erholungsräume.
Aus dem Dialog wurden muntere Unterhaltungen.
Quer
durch die Republik, von Kiel nach Bad Bellingen, von
Duisburg oder Nordhorn nach Berlin ziehen sich Erich
Hausers Skulpturen. Ich kenne keinen zeitgenössischen
deutschen Bildhauer, den man häufiger im öffentlichen
Raum sehen kann.
Erich Hausers Lebensweg war
keineswegs einfach. Musste er anfangs seine künstlerischen
Vorstellungen gegen eine verständnislose soziale
Umgebung durchsetzen, so ging es später auch um
finanzielle Möglichkeiten für sein Arbeiten
und um Anerkennung. Beides war ihm wichtig, beides verfolgte
er mit großer Zielstrebigkeit. Seine künstlerische
Vorbildung ist ungewöhnlich: Ausbildung als Stahlgraveur,
schulischer Unterricht in Zeichnen und Modellieren,
Abendkurse der Bildhauerklasse an der Freien Kunstschule
in Stuttgart. Heute weiß man längst, dass
er seine Ziele erreicht hat.
Schon lange liegen
Schwerpunkte in Rottweil, Erich Hausers Wohn- und Arbeitsstätte,
und in Ulm. 1964 wurde ein hier ein erstes Werk angekauft.
Der Widerstand der Ulmer Bevölkerung hielt trotzdem
an. Die Landesgartenschau 1980 führt zu einer
entscheidenden Änderung. Skulpturen gibt es heute
noch in der Dianawiese und entlang des Donauufers. Ebenso
positiv wirkte der 1989 eingerichtete Skulpturenpfad
auf dem Eselsberg.
Einem Ulmer Förderer
hat Hauser seine Teilnahme in Sào Paulo 1969
zu verdanken, die zum internationalen Durchbruch führte.
Auch weiteren Ulmer Förderern ist es zu verdanken,
dass er Ulm menschlich und freundschaftlich
verbunden wurde. Sie haben die Bedeutung von Hausers
Skulpturen frühzeitig erkannt.
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Es ist also nicht verwunderlich, dass
gerade hier eine Präsentation beider Museen zu
seinem „Achtzigsten“ veranstaltet wird. Diese Gesamtschau,
von der Ulmer Kunsthalle Weishaupt, dem Ulmer Museum
und der Kunststiftung Erich Hauser in Rottweil veranstaltet,
zeigt einen Überblick zu Hausers Gesamtwerk, der
wohl so nicht mehr zu sehen sein wird.
Die Werkphasen
in Hausers Arbeiten beschreiben einige Autoren des Katalogs
mit großer Sachkenntnis. Schon fast als „Röhrenplastiker“
bespöttelt, schuf Hauser ab den 70er Jahren mehr
als 200 monumentale Großskulpturen. Sie wurden
zu augenfälligen „eye-catchern, in deutschen
Kommunen und weltweit.
Wand- und Bodenreliefs
sind durch die Jahrzehnte ein Teil von Hausers Skulpturenspektrum.
Noch nicht erfasst sind die Zeichnungen. Keine Studien,
sondern selbständige Werke. Einen „ungehobenen
Schatz“ nennt sie Martin Mäntele.
Buch-Inhalt: Auf
etwa 76 Seiten beschreiben sechs Verfasser aus unterschiedlichen
Perspektiven den persönlichen und künstlerischen
Werdegang Erich Hausers. Die Autoren sind allesamt Wegbegleiter
und Förderer, ausgewiesene „Hauser-Kenner“. Die
Schwerpunkte Ulm und Rottweil werden in mehreren Artikeln
recht deutlich. Die Texte zu lesen, erfordert Zeit und
einige Konzentration. Dafür wird man jedoch reichlich
belohnt mit Einblicken, die alles andere sind, als Lobhudeleien,
als „Glorifizierungen“ Erich Hausers. Er war ein
Mensch mit Ecken und Kanten, der keinem Streitgespräch
aus dem Weg ging. Und so wird er auch übereinstimmend
geschildert.
39 Seiten des Katalogs sind Hausers
Skulpturen und (leider nur) vier seinen Zeichnungen
gewidmet. Dem gegenüber gestellt werden 40, zum
Teil doppelseitige, Gemälde aus der Sammlung des
Museums Weishaupt. Zum eigenen Erfassen und Verstehen,
diesem persönlichen „Dialog“, sollten Sie sich
unbedingt Zeit nehmen.
Nach den Ausstellungen
wird der Wert des Katalogs bestehen bleiben, als ein
breit gefächerter Einblick in Erich Hausers Leben,
künstlerisches Schaffen und dem Vergleich mit Bildern
aus dieser Epoche.
Text: ehauff - 07/2010
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