| Kunstwerke, Kunstausstellungen und 
                        Kunstauktionen haben Hochkonjunktur und beeindrucken mit Höchstpreisen. Hat die 
                        Sucht nach Rekorden nun auch noch die "Kunst in der Natur" ergriffen?
 Ab den 1980er Jahren entstanden weltweit neue Skulpturenparks. Besonders beeindruckend, 
                        ja spektakulär sind etwa
 ● Gibbs Farm in Neuseeland, eine modellierte Landschaft 
                        mit Richard Serras längster Stahlpatte.
 ● Roden Crater, Räume im Krater eines 
                        erloschenen Vulkans, ein Lichtkunstwerk von James Turell in Flagstaff, Arizona.
 ● Time and Space, Andrew Rogers Bodenzeichnungen als Steinmauern in der 
                        kappadokischen Hochebene, die man nur aus der Luft sieht, in der Türkei.
 ● Museo 
                        Subacuático de Arte, 500 Skulpturen auf 420 Hektar Meeresboden in Mexiko (nur 
                        mit einem lizenzierten Tauchbegleiter erreichbar).
 ● Centro de Arte Contemporânea 
                        Inhotim, Brumadinho, Brasilien – vielleicht das Projekt mit den vielfältigsten 
                        Facetten.
 ● Stiftung Insel Hombroich, bei Neuss: Kunst und Architektur in einer 
                        renaturierten Landschaft.
 ● Schon ab 1957 entstand The Rock Garden, Kunst aus
Abfall, im indischen Chandigarh, mit 5000 Besuchern, täglich.
 ● Ab 1959 
                        entstand der Skulpturenpark St. Margarethen. Bei 11 Bildhauersymposien schufen 
                        rund 110 internationale Künstler um die 150 Werke. 47 davon sind noch bis heute
dort verblieben.
 ● Mit dem Skulpturenpark Las Pozas * 
                        Mit dem Skulpturenpark Las
Pozas  schuf sich Edward James in Mexiko seinen exotischen Garten Eden. Der
mit surrealen Figuren gefüllte Park gleicht einer "verwunschenen
Urwaldstadt, mit unvollendeten Palästen, Tempeln, Pagoden und Treppen, die ins
Nirgendwo führen .. ." Begonnen um
1962 wurde er 2007 in eine Stiftung umgewandelt und gehört seit 2009 zum
Weltkulturerbe der UNESCO.
 
 Dass eine Auswahl nicht leicht fiel, schreibt Langen selbst und nennt noch
weitere Kunst-Orte, die ähnlich beeindruckend sind und jeden Besuch lohnen.
 
 "Think Big" - "Nicht kleckern, klotzen"?
 Liest man die Texte, die die Kunsthistorikerin und Journalistin Silvia Langen 
                        den fünfundzwanzig Orten der Kunst beifügt, verflüchtigt sich dieser Gedanke.
 Vom Westen der USA, über Mexiko nach Brasilien, über Marokko, Europa, die 
                        Türkei, Indien und Japan ist sie bis nach Neuseeland gereist.
 
 Langen wollte ergründen, welche Motive und Ziele Kunstsammler, Künstler und 
                        Initiatoren mit bisweilen eigensinniger Beharrlichkeit verfolgen. Ihre 
                        Kernfragen waren: "Was macht Kunst
in der Natur so attraktiv?" "Warum werden die interessanten Skulpturenparks 
                        meist von Privatpersonen - Kunstsammlern und Künstlern - angelegt?"
"Welchen Zweck verfolgen sie damit?" Die Antworten, die sie von ihren Gesprächspartnern erhielt, verschaffen den Projekten eine lebendige und eindrucksvolle
Plastizität.
 
 Die Autorin lernte Menschen kennen, die als Industrielle erfolgreich waren, als
Banker, Immobilienentwickler, Werbungsexperten, Künstler und Kunstsammler …
 
 Durch ihre Projekte wollen sie politische und soziale 
Veränderungen, neue Seh- 
                        und Lebensweisen anstreben oder als Künstler ökologische Vorstellungen umsetzen.
 
 
 
 | Und dafür tun sie sehr viel.
 Sind dies nun Exzentriker oder Egomanen, die sich ein Denkmal setzen wollen, 
                        haben sie missionarische Ambitionen? Wollen sie etwa ganz außergewöhnliche Orte,
für ein besonders exklusives Publikum erschaffen?
 - So unterschiedlich wie die
Skulpturenparks so vielfältig sind auch die Beweggründe der Initiatoren.
 
 Ein Grund liegt vielleicht darin, dass jede Kunstpräsentation im Museum Werke 
                        auf eine primär ästhetische Wirkung reduziert und ihnen die Vielseitigkeit 
                        nimmt, die Kunst im Zusammenspiel mit der Landschaft entwickelt. Ein Hauptgrund 
                        ist jedoch sicher, dass die Künstler ihre Werke speziell für den Standort 
                        geschaffen haben, Werk und Umgebung damit zu einer inspirierenden Einheit für Jedermann 
                        werden können. Verschiedene Standorte des Betrachters, Veränderung durch die
Jahreszeiten, die Vegetation, Licht, Schatten und Wetterphänomene, jedes Mal 
                        sieht erlebt man andere Facetten.
 
 Verschiedene Entstehungsjahre (-zeiträume), Unterschiede im kunsthistorischen 
                        Fokus, im künstlerischen Stil – so werden Entwicklungszusammenhänge deutlich 
                        und lassen ein beinahe kaleidoskopisches Bild entstehen.
 
 Wer diese Orte (be)sucht, tut dies bewusst. Man fährt nicht zufällig zum
ehemaligen Zisterzienserkloster Schoenthal, obwohl es nahe bei Basel liegt. Wer verirrt sich zum Garden 
                        of Cosmic Speculation im schottischen Dumfries, exakt an dem einzigen Tag des 
                        Jahres, an dem er geöffnet ist? Oder zu Gibbs Farm in Neuseeland? Wer erkennt zufällig 
                        den Eingang zum Park der Fundaziun Not Vital im Engadiner Sent?
 
 Gestaltung des Katalogs:
 Neben Silvia Langen hat sich auch der Prestel Verlag reichlich Mühe gegeben. 
                        Nur so konnte dieses wunderbare Buch entstehen, bei dem Umschlag, Papier, 
                        Schrift, Layout und vor allem auch die Fotos ausnehmend gut sind. Darin steckt 
                        viel Arbeit, für den Leser ist es aber eine wahre Freude.
 
 Nur im Anhang schmälerten Kleinigkeiten meine Begeisterung: 
                        
Im Skulpturenpark St. Margarethen ist der "Grenzstein" von Karl Prantl 
                        abgebildet (S. 196). Stand er früher an der österreich/ungarischen 
                        Grenze in Nickelsdorf, so ist er heute in Pöttsching 
                        zu sehen. Weitere Details sind missverständenlich: 
                        Der "Hügel", auf dem fast alle Skulpturen der Bildhauersymposien 
                        stehen, ist jederzeit frei zugänglich. Allein für den eingezäunten "Römersteinbruch"
gelten Beschränkungen.
 
 Ein alphabetisches Künstlerverzeichnis in Verbindung mit den Skulpturenparks 
                        hätte häufiges Blättern erspart.
 
 Bei einigen Projekten könnten Hinweise auch zu weiteren Websites übersichtlichere
Informationen und Fotos anbieten.
 
 Lesen Sie Silvia Langens Buch. Besuchen Sie möglichst viele Parks. Erkennen 
                        Sie, wie viele romantische Träume in Ihnen selbst stecken.
 
 Text: 
                        ehauff - 07/2015
 
 * 
                        Fotoserie: "Impressionen 
                        im Skulpturenpark Las Pozas"
 Wikipedia 
                        schreibt dazu
 Youtube 
                        - 3:16 Minuten  und  Youtube 
                        - 6:36 Minuten
 
 
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