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Aus dem Englischen von Siegfried
Kohlhammer
[...] Wir leben in einer Zeit, in der die Künstler Kinderfragen stellen - Was ist
Kunst? Wozu ist sie gut? -, und die Kritiker haben darauf meistens so
geantwortet, daß nicht einmal ein Erwachsener sie versteht. »Mutti, sind wir den
ganzen Weg hierhergefahren, bloß um uns Bilder von Suppendosen anzugucken?« »Das
sind Andy Warhols, Herzchen, und er bedient sich eines geschliffenen
heuristischen Instrumentariums, um die Bruchlinien signifikanter Verschiebungen
und die sedimentierten Facetten seines Kairos zu erkunden und offenzulegen.«
Vor allem aber haben die Kritiker aufgegeben, Kritiker zu sein: so der
Kunstkritiker James Elkins in seinem schmalen, aber aus vollem Herzen
polemischen Buch What Happened to Art Criticism?. Sie sind Experten darin, die neuen Werke zu beschreiben
und zu evozieren, sie in ihren historischen Kontext zu stellen sowie
stilistische und theoretische Verbindungen zwischen den Künstlern herzustellen.
Aber von einigen wenigen abgesehen urteilen sie nicht. Eine 2002 unter 230
Kunstkritikern durchgeführte Umfrage der Columbia University stellte fest, daß
Wertungen ganz unten auf ihrer Prioritätenliste standen. Elkins nennt diesen
Rückzug von einem Urteil »eine der bedeutsamsten Veränderungen in der Kunstwelt
im vorigen Jahrhundert«, und damit seien die Kritiker »stimmlos«, »geisterhaft«,
»ruderlos«. Die Kunstkritik befinde sich »in einer weltweiten Krise«.
Ein Kritiker steht im Mittelpunkt dieser »weltweiten Krise«: Clement
Greenberg ahnte, daß es ein Anything-goes-Problem gab, lange bevor das Stadium
der geköpften Hühner erreicht worden war, und er verbrachte sein Berufsleben mit
dem Versuch, zentrale ästhetische Werte zu formulieren. Er scheiterte damit.
Aber sein Scheitern war ein mutiges und bedeutsames Scheitern. Er wird weithin
und zu Recht als der wichtigste amerikanische Kunstkritiker seit dem Zweiten
Weltkrieg betrachtet. Greenberg war der erste Förderer Jackson Pollocks, und das
hieß, daß er viel Erklärungsarbeit zu leisten hatte. Natürlich hatte es schon
vor Pollock abstrakte Maler gegeben - Kandinsky, Malewitsch, Mondrian -, aber
die zogen einen Schwarm von Theorie hinter sich her. Pollock erklärte seine
Arbeit nicht; er malte nur. Er brauchte einen verständnisvollen Kritiker, er
brauchte Greenberg - vor allem nachdem seine Tropftechnik berühmt wurde und sich
die ersten Anzeichen der Anything-goes-Mentalität bemerkbar machten. [...]
Der vollständige Text ist
im Web leider nicht mehr verfügbar (Stand
9.10.2006)

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