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Jörg Bach (D)           
Text und Fotos aus:    
www.artfelchlin.ch/

Gerade erst 38 Jahre alt ist der in Mühlheim bei Tuttlingen lebende Bildhauer Jörg Bach. Und schon ein sehr eigenständiger, origineller Künstler mit ganz und gar unverwechselbarer Handschrift.


Biografie:
1964 in Wolgast geboren; 1983-86 Praktikum bei Bildhauer Roland Martin; 1986-91 Studium der freien Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Prof. Walter M. Förderer und Prof. Hiromi Akiyama; Seit 1988 Künstlerische Lehrtätigkeit an der Städt. Jugendkunstschule Tuttlingen. Lebt in Mühlheim/Donau.


Einzelausstellungen ab 1998 (Auswahl):
1998 Torschloss Galerie, Tettnang; Galerie Gottschick, Tübingen; 1999 Kunstverein Heidenheim; 2000 Galerie Kontact, Böblingen; Städt. Galerie im Turm, Donaueschingen; Plastiken in der Stadt, Balingen; Akademie Diözese Rottenburg-Stuttgart, Weingarten; Die Fähre, Städt. Galerie Bad Saulgau; 2001 Geisselmann, Freiburg; Galerie Wohlhüter, Thalheim; 2002 Orangerie Draenert, Immenstaad; art felchlin, Zürich


Öffentliche Ankäufe ab 1998 (Auswahl):
1998 Wandgestaltung Sonderschule / Kindergarten, Tuttlingen; 1999 Kunst am Bau Bildungszentrum, Wilhermsdorf; 2001 Stadt Donau, Eschlingen; 2002 Stadt Kisslegg; Stadt Balingen; Grossplastik, Landratsamt Tuttlingen



Jörg Bach, "3 x 7", Stahl/Lack, 1999



Jörg Bach, Frottage, Wachs/Papier, 2000

Der Besucher, der sich den plastischen Arbeiten auch haptisch nähert, sie also berührt, sieht sich optisch getäuscht und ist überrascht. In der Regel bestehen Bachs Skulpturen nicht aus massivem Eisen - so wirken sie -, sondern aus Drei- oder Vierkantrohren, die er aus dünnen Blechen geschweißt hat. Das - und nicht nur das - unterscheidet ihn beispielsweise von dem großen Spanier Eduardo Chillida. Bach arbeitet seine Plastiken von innen nach außen, schafft durchsichtige Netzstrukturen und gibt so dem scheinbar schweren Material eine geradezu spielerische Leichtigkeit. Ganz anders - um im Vergleich zu bleiben - als Chillida.

Vor allem seine großen Plastiken setzt Jörg Bach dem natürlichen Erosions-Prozess aus, lässt sie also rostig werden. Andere Arbeiten patiniert der Künstler in verschiedener, oft geradezu poppiger Farbigkeit.

Ein großes Talent
Bach hat bei dem figürlich arbeitenden Tuttlinger Bildhauer Roland Martin ein mehrjähriges Praktikum absolviert und danach freie Bildhauerei bei den Professoren Förderer und Akyama an der Kunstakademie Karlsruhe studiert.



Jörg Bach, Netz, Corten, 2000



Jörg Bach, Ohne Titel, Kohle/Tuch,
100 x 145 cm, 2001


Jörg Bach, Würfel, Stahl/Lack, 2000


Jörg Bach, Drumrum I, Corten, 2001


Jörg Bach, Drumrum IV, Corten,
150 x 130 x 45 cm, 2001


Er begann seine künstlerische Karriere ebenfalls figürlich. "Puppen" waren damals sein Markenzeichen. Keine knuddelig-kindlichen, sondern existenziell gefährdete Puppen, manche wirkten wie Contergan-geschädigte Kinder. Doch schon damals, vor über fünf Jahren, arbeitete er in der gleichen Technik, die objektiv Leichtes schwergewichtig erscheinen lässt.
Bachs Formenkanon ist vielschichtig, vor allem aber fast immer erzählerisch. Da gibt es "Bodenfrüchte", Eisenprofile verschränken sich in- und umeinander. "Windkörner" und "Regenkelche", die einen freien Raum wie Insektenbeine umtasten, "Weg-Weg-Weiser" als ornamentale Chiffren oder "Flug-Zeuge", die, wie eine Bach-Laudatorin feststellte, nicht Transportmittel der Luftfahrt meinen, sondern alle Objekte, die von Natur aus schwerelos durch den Raum fliegen können.
Wie fast alle bedeutenden Bildhauer ist Jörg Bach auch Zeichner. Was die Bach-Schau in der Galerie art felchlin eindrucksvoll dokumentiert. "Bildstaben" nennt Jörg Bach seine Frottagen, die irgendwie schon an die Linienstrukturen seiner Plastiken erinnern, aber doch ganz eigenständig sind.
Da reift ein großes Talent heran. Kein Wunder, dass sich die Ausstellungsmacher um ihn geradezu reißen.