Begleittexte zu den Künstlern des "Kunstpfad am Mummelsee"

Dr. Martina Sauer 

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April 2003

Albert Huber Atelierstipendiat am Mummelsee,

"Hängende Steinreihe"

Begegnung eines Künstlers mit dem Mummelsee:
"Wer Steine in den Mummelsee wirft, beschwört ein Gewitter herauf." schrieb einst der berühmte Romanschreiber Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen im 17. Jahrhundert. Der Atelierstipendiat vom April 2003, Albert Huber, nahm sich dieses von mittelalterlich-neuzeitlichen Fantasiekräften heraufbeschworenen Aberglaubens an und regt mit seiner für diesen Ort ausgeführten Steinreihe an, selbst einen Stein zu werfen - und sich etwas zu wünschen ...


2001

Roger Aupperle

"Ausflug an den Mummelsee", Stahl, 2001

Selbstverständlich benutzen wir die Eimer als Mülleimer. Erst die überhoch angeordneten und ohne praktischen Gebrauchswert in die Landschaft gestellten, bringen uns zum Nachdenken. Nicht selten lösen sie wohl nur ein Kopfschütteln aus. "Kunst" verschandelt die Landschaft, Mülleimer nicht? Und, schöpft Kunst ihren Sinn nur aus Schönheit?

Jürgen Palmtag

"NATURSTOTTERN"Markierungsfarbe und Handzettel, 2001

Viele zieht es zum Mummelsee. Einige wandern hier. Die zahlreichen äußeren und die eigenen, inneren Bilder vermischen sich dabei. Als ein lebendiger Ausdruck dessen kann sowohl der Schriftzug NATURSTOTTERN als auch der gleichnamige, individuellen "Wanderführer" (kostenlos erhältlich im Shop und Hotel) angesehen werden.

Penelope Margaret       Mackworth-Praed

"Hochmoorbläuling", Aluminium und Plexiglas, 2001

Einzigartig erscheint uns die Flora und Fauna um den Mummelsee. Als eine Hommage und zugleich als eine Warnung, diese zu bewahren und zu schützen, kann der inzwischen sehr seltene "Schmetterling" angesehen werden, der hier hoch oben in den Lüften schwebt und von der Künstlerin in die geheime Ordnung eines Neunecks einbeschrieben wurde.

Robert Schad

"enFIM", Stahl, 2001

Parallel zu den Fichten im Wald aufgestellt, wirkt die zierliche, neun Meter hohe und aus 60 mm starken Vierkantstahl geschaffene Stele so, als würde sie sich, wie die Fichten selbst, ebenso zielstrebig zum Licht hin recken. Die Grenzen zwischen Kunst und Natur verfließen derart.

Gabi Streile

"arboris aspectus", Farbe, 2001

Der See "sieht" den Baum und der Baum den See. Entgegen unserer vertrauten Wahrnehmung regt die Künstlerin hier zu einer neuen Sichtweise an, aus der heraus die Natur eine neue, gewichtigere Rolle übernimmt. Lateinisch: arboris aspectus.


2000

Sandra Eades

Pflanzen wachsen und vergehen neben und unter der Form. Zyklisch spiegelt sich darin der Kreislauf des Lebens wider. Zugleich erinnert der Titel an ein Gedicht von Eduard Mörike, worin dieser das geisterhafte Totengeleit für den König, den Zauberer des See beschreibt: "Jetzt öffnet der See das grün-spiegelnde Tor".

Stefan Bombaci

Sonne und Regen, Schnee und Laub werden aus den Schattenrissen der Kinder wiederum Schatten formen und derart an die Märchen und Mythen, die den Mummelsee umranken, erinnern.

Reinhard Sigle

Die 15 "Setzlinge" mahnen und erinnern sowohl an die zerstörerischen Kräfte von Mensch und Natur - wie etwa an das Waldsterben oder den Orkan "Lothar" 1999 - als auch umgekehrt an die unermüdlichen Aufbaukräfte derselben.

Rolf Bodenseh

Wie zufällig - oder von fremder Hand geworfen - scheinen die sieben Würfel hier schon immer zu liegen. Sie erinnern an ein Spiel, dessen Spieler und Regeln niemand kennt, dessen Ausgang jedoch von Bedeutung zu sein scheint.

Ilse Teipelke

"Der Tiger des Herrn von Grimmelshausen", Plexiglas, 2000

Fremd wirkt er Tiger hier. Doch es sind die "Fremden" (Touristen) von denen der Schwarzwald lebt. Und es müssen Fremde gewesen sein, die einst - glaubt man dem Simplicissimus des H.J. von Grimmelshausen (1668) - aus dem See als die ersten Siedler stiegen.

1999

Josef Bücheler

Weit schwingen die papiernen Segel in den Himmel aus. Klar zeichnet sich deren Silhouette gegen den See ab. Wie geheimnisvolle "Waldengel"  steigen diese mit den Morgennebeln auf. Märchen, Poesie und Geheimnis, wie sie den See umranken, vereinen sich hier.

Gert Riel

Mehrere hundert Kilogramm wiegt die Stahlplastik. Doch zwischen den hohen Tannen wirkt die 2,60 Meter große Arbeit eher klein und leicht. Auch die Spannungskräfte zwischen den Stahlplatten werden aufgehoben, wenn sie beim Umgehen optisch in einer Geraden aufgehen.

Armin Göhringer

Wenige senkrechte und waagerechte Einschnitte lassen das Licht durch die hohe, schlanke, gewundene und geschwärzte Holzskulptur dringen. Derart weicht die Schwere des Stamms einer Leichtigkeit, die im Kontrast steht zu den hohen Tannen im Hintergrund und der Michaelskapelle davor.

Alf Setzer

In 14 Sandsteinblöcken entlang des Pfades bis zum See hat der Künstler Bohrkerne von 10 Zentimeter Durchmesser entnommen und im See versenkt. Nicht der sagenhafte Goldschatz im See, sondern die Natur selbst wird dadurch zum wahren Schatz erklärt, den wir besitzen und bewahren sollen.

Reinhard Klessinger

Silbern glänzen die mit Zink überzogenen Steine, die um einen ebensolchen Hügel mit der Aufschrift "Zeitenscheitel" liegen. Von Hoffnungen, Träumen und Sehnsüchten an diesem Ort, aber auch vom Kommen und wieder Gehen - gestern, heute und morgen - erzählen sie.