Kunst im öffentlichen Raum - Art in Public Space                                                            Zurück

 


Balingen
Attacken gegen Kunst sind »leider Realität«

Stäbe aus der Skulptur auf dem Marktplatz gerissen.




Im "Schwarzwälder Bote" - 16. 09. 2008 -
schreibt
Claudius J. Erb


Balingen - Die Attacke auf die Bronzefigur vor dem Alten Landratsamt (wir berichteten) ist kein Einzelfall: Mehrere, teils massive Schäden mussten die Macher des Skulpturenpfads SkulpTour bereits verbuchen. Der Vandalismus an Kunstwerken ist »mittlerweile leider Realität«, sagte am Montag der stellvertretende Geschäftsführer der Stadthalle, Jörn de Haan. Zehntausende von Kunstliebhabern hat der Balinger Kunstsommer in diesem Jahr in die Eyachstadt gelockt. Viele Nolde- und Janssen-Freunde haben mit dem Besuch der Ausstellungen eine Tour durch den Skulpturenpfad zwischen Balingen und Schömberg verbunden.
Die Macher könnten rund herum zufrieden sein. Gebe es da nicht die wiederholten Fälle von Vandalismus, die die Bilanz trüben. Die festgedübelte, 100 Kilo schwere Bronzefigur von Karl-Ulrich Nuss haben Unbekannte in der Nacht zum Samstag aus der Wand des Alten Landratsamts gerissen. Zum Glück verursachte die Attacke an der massiven Skulptur selbst keinen größeren Schaden. Aber »drei bis vier Personalstunden sind fällig«, schätzt de Haan. Sprich: Bauhof-Mitarbeiter müssen ran, um die Figur wieder an ihren angestammten Platz zu bringen. Nicht immer gehen die Angriffe auf die Kunstwerke so glimpflich aus. Massiv beschädigt wurde etwa die Skulptur »Doppelkopf« auf dem Marktplatz, eine Gemeinschaftsarbeit von Armin Göhringer und Klaus W. Prior. Mehrere der filigranen Stäbe rissen bislang Unbekannte weg.


Strafanzeige gegen unbekannt


Herausgerissen und demoliert wurde auch der rote Pfeil von Reinhard Sigle, der unweit des Gasthauses Lang aufgestellt war. Zudem wurde eine Skulptur in Schömberg aus der Verankerung gerissen. Wie zuvor hat die Stadt auch im aktuellen Fall Strafanzeige gegen unbekannt gestellt. Und wie zuvor stehen die Chancen wohl schlecht, dass die Täter dingfest gemacht werden können.

Frustriert und hilflos sind die Schöpfer der Werke und die Macher der SkulpTour. Erfolg versprechend sei einzig eine Kameraüberwachung, meint de Haan, aber die sei auf öffentlichen Plätzen nun mal nicht erlaubt. »Die Künstler wissen: Wenn man im öffentlichen Raum ausstellt, besteht die Gefahr, dass etwas passiert«, sagt der Stadthallen-Vize. Damit müsse man wohl oder übel leben.
Nicht nur gegen Kunstwerke richteten sich die Attacken. Die Lampen entlang dem Fußweg beim Arbeitsamt seien »laufend kaputt«, und die Stadtgärtner kämen mit dem Einsetzen der aus Kübeln gerissenen Blumen kaum nach. Unterkriegen lassen wollen sich die Veranstalter der SkulpTour dennoch nicht. Die Werke sollen laut Jörn de Haan wie geplant bis zum 19. Oktober ausgestellt und zu sehen sein.

Von Claudius J. Erb