Balingen
- Die Attacke auf die Bronzefigur vor dem Alten Landratsamt
(wir berichteten) ist kein Einzelfall: Mehrere, teils
massive Schäden mussten die Macher des Skulpturenpfads
SkulpTour bereits verbuchen. Der Vandalismus an
Kunstwerken ist »mittlerweile leider Realität«,
sagte am Montag der stellvertretende Geschäftsführer
der Stadthalle, Jörn de Haan. Zehntausende von
Kunstliebhabern hat der Balinger Kunstsommer in diesem
Jahr in die Eyachstadt gelockt. Viele Nolde- und Janssen-Freunde
haben mit dem Besuch der Ausstellungen eine Tour durch
den Skulpturenpfad zwischen Balingen und Schömberg
verbunden. Die Macher könnten rund herum zufrieden
sein. Gebe es da nicht die wiederholten Fälle von
Vandalismus, die die Bilanz trüben. Die festgedübelte,
100 Kilo schwere Bronzefigur von Karl-Ulrich Nuss haben
Unbekannte in der Nacht zum Samstag aus der Wand des
Alten Landratsamts gerissen. Zum Glück verursachte
die Attacke an der massiven Skulptur selbst keinen größeren
Schaden. Aber »drei bis vier Personalstunden sind
fällig«, schätzt de Haan. Sprich: Bauhof-Mitarbeiter
müssen ran, um die Figur wieder an ihren angestammten
Platz zu bringen. Nicht immer gehen die Angriffe auf
die Kunstwerke so glimpflich aus. Massiv beschädigt
wurde etwa die Skulptur »Doppelkopf« auf
dem Marktplatz, eine Gemeinschaftsarbeit von Armin Göhringer
und Klaus W. Prior. Mehrere der filigranen Stäbe
rissen bislang Unbekannte weg.
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Strafanzeige gegen
unbekannt
Herausgerissen und
demoliert wurde auch der rote Pfeil von Reinhard Sigle,
der unweit des Gasthauses Lang aufgestellt war. Zudem
wurde eine Skulptur in Schömberg aus der Verankerung
gerissen. Wie zuvor
hat die Stadt auch im aktuellen Fall Strafanzeige gegen
unbekannt gestellt. Und wie zuvor stehen die Chancen
wohl schlecht, dass die Täter dingfest gemacht
werden können.
Frustriert und hilflos
sind die Schöpfer der Werke und die Macher der
SkulpTour. Erfolg versprechend sei einzig eine Kameraüberwachung,
meint de Haan, aber die sei auf öffentlichen Plätzen nun mal
nicht erlaubt. »Die Künstler wissen: Wenn
man im öffentlichen Raum ausstellt, besteht die
Gefahr, dass etwas passiert«, sagt der Stadthallen-Vize.
Damit müsse man wohl oder übel leben.
Nicht nur gegen Kunstwerke
richteten sich die Attacken. Die Lampen entlang dem
Fußweg beim Arbeitsamt seien »laufend kaputt«,
und die Stadtgärtner kämen mit dem Einsetzen
der aus Kübeln gerissenen
Blumen kaum nach. Unterkriegen lassen wollen sich die
Veranstalter der SkulpTour dennoch nicht. Die Werke
sollen laut Jörn de Haan wie geplant bis zum 19.
Oktober ausgestellt und zu
sehen sein.
Von Claudius J. Erb
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